Klause

Es ist keine Kunst, das zu achten, was Du für Deinesgleichen hälst.

Die Kunst besteht darin, auch das zu achten und zu respektieren, was anders ist als Du.

Die Geschichte vom armen Max

Neulich im Kinderprogramm

Das ist der Max. Max ist ein kleines Kalb. So nennt man die Kinder von den Kühen. Das Besondere an Kälbern ist, dass ihr Fleisch sehr jung und zart ist. Deshalb kann man aus Kälbern viele leckere Sachen machen. Zum Beispiel Kalbsbraten, Kalbsgeschnetzeltes, Kalbsleberwurst, und noch vieles mehr. Um an das Fleisch zu kommen, müssen die Kälber aber erst geschlachtet werden. Das passiert im Schlachthof. Wie das genau gemacht wird, das wollen wir Euch heute zeigen.

Max lebt zusammen mit ganz vielen anderen Kälbern in der Mästerei von Herrn Dahlke. Das ist der Mann mit der Krawatte und den Gummistiefeln. Herr Dahlke hat so viele Kälber, dass er sie selber kaum zählen kann. Damit er den Überblick nicht verliert, hat jedes Kalb eine Nummer. Die steht auf den gelben Ohrmarken, die Ihr hier seht. Die Ohrmarken hat aber nicht der Herr Dahlke erfunden, das waren die Politiker. Jedes Kalb muss zwei Ohrmarken haben, in jedem Ohr eine. Das ist deshalb so, damit alles seine Ordnung hat. Max hat die Nummer 6351274.

Den blauen Himmel oder eine Wiese hat Max noch nie gesehen. Tagein, tagaus steht er nur im Stall und schaut in das Licht von Leuchtstoffröhren. Der Boden unter seinen Füßen hat Spalten, durch die Mist und Gülle nach unten fallen. Auf den Spalten kann man nur ganz schlecht stehen. Außerdem verletzt man sich leicht die Hufe oder die Gelenke. Das macht aber nichts, denn zum Glück muss Max nicht lange so leben. Jetzt ist er ein halbes Jahr alt, und damit alt genug für den Schlachthof.

Das ist der Herr Schulze. Er lädt Max zusammen mit vielen anderen Kälbern in einen großen Lastwagen. Dann fährt er sie über die Autobahn zum Schlachthof. Er fährt aber nicht zum nächsten Schlachthof, sondern zu dem, wo Herr Dahlke am Ende das meiste Geld an den Kälbern verdient. Das kann sehr weit sein. Das ist aber kein Problem, denn unterwegs können die Kälber immer Wasser trinken und durch die Gitterstäbe die frische Autobahnluft genießen.

Am Schlachthof lädt Herr Schulze die Kälber aus. Die Tiere werden durch ein Gatter in das Innere des Schlachthofes getrieben. Einzeln werden sie zur Schlachtung gebracht. Manchmal sind sie dabei etwas ängstlich oder bockig. Das ist aber nicht so schlimm, denn die Tiere gehen trotzdem vorwärts, wenn man ihnen den Schwanz ein kleines bisschen herumdreht.

Jetzt ist Max bei Herrn Peters. Das ist der Mann mit der blutverschmierten Gummischürze. Herr Peters nimmt einen Schussapparat und schießt Max einen Bolzen in den Kopf. Dann wird Max kopfüber an einer Kette aufgehängt. Herr Peters sticht ihm mit einem scharfen Messer in den Hals und schneidet ihm die Kehle durch. Jetzt läuft das ganze Blut aus Max heraus. Das wird im Schlachthof mit allen Kuhkindern so gemacht. Die toten Kälber werden mit beiden Hinterbeinen an Haken gehängt, die an der Decke entlanglaufen. So werden die Kälber durch den ganzen Schlachthof gefahren, von einer Station zur nächsten.

Hier seht Ihr den Herrn Kunzelmann. Er hat ein ganz scharfes Messer, mit dem er Max das Fell abzieht. Dabei muss er sehr vorsichtig sein, damit er das Fell nicht kaputt macht. Denn aus der Haut von Max kann man schöne Lederschuhe oder Ledertaschen machen.

Jetzt sieht der Max ganz komisch aus, so ganz ohne Haut und Haare. Als nächstes wird ihm der Bauch von oben bis unten aufgeschnitten. Alle Eingeweide quellen aus ihm heraus. Das stinkt ganz gewaltig. Das Meiste davon wird weggeworfen. Dann wird Max mit einer großen elektrischen Säge entlang der Wirbelsäule in zwei Hälften zersägt.

Jetzt kommt Max zu Frau Meier. Sie ist Tierärztin und guckt ganz genau, ob er auch gesund gewesen ist. Frau Meier nickt zufrieden: alles in Ordnung. Sie stempelt das Fleisch, damit man auch später noch sehen kann, dass man das Fleisch von Max bedenkenlos essen kann.

Damit sich das Fleisch länger hält, werden die beiden Maxhälften jetzt gekühlt. Danach kommen sie zu einem Metzger, der sie mit einem scharfen Messer in kleinere Stücke zerlegt. Das geht ganz fix. Damit sich der Metzger nicht aus Versehen selber schneidet, trägt er an der linken Hand einen stählernen Kettenhandschuh. Damit ist er gut geschützt.

Jetzt ist der Max fertig. Hier auf dem Tisch seht Ihr die Fleischstücke, in die er zerlegt worden ist. Rosa und saftig — sieht lecker aus, oder? Dort seht Ihr das Fell, aus dem später Leder gemacht wird. Und hier der große Haufen aus Eingeweiden ist der Abfall, der von Max übrig geblieben ist.

Damit Ihr noch einmal sehen könnt, was alles mit dem Max gemacht wurde, zeigen wir Euch jetzt noch einmal alles auf einen Blick: Das war der Max in der Mästerei. Das ist der Max, wie ihm die Kehle durchgeschnitten wird. Das ist der Max, nachdem er in zwei Hälften zersägt wurde. Und das ist der Max, wie er in Stücke zerlegt wird.

In der nächsten Sendung zeigen wir Euch dann, wie aus Max all die vielen leckeren Sachen gemacht werden, die Ihr so gerne esst. Also, bis zum nächsten Mal!